Samstag, 24. September 2016

Die Schleißheimer Straße 2 bis 523

Die Schleißheimer Straße fand ich schon immer faszinierend. Zwar ist sie keine Schönheit im klassischen Sinne und steht vermutlich auch in keinem Reiseführer. Aber sie fängt ganz klein an und wird dann immer breiter, ähnlich wie ein Fluss. Zudem wechselt sie auf diesen ca. 8 km sehr oft ihr Gesicht.


Sie verläuft vom Stiglmaierplatz bis ins Hasenbergl.


Anfang: Stieglmaierplatz (Maxvorstadt)

Kurioserweise beginnt diese Straße mit der Hausnummer 2. Hausnummer 1 ist 2 km weg!!!
Wer es nicht glauben will, kann das gerne hier überprüfen:

Der Stieglmaierplatz ist einer der bekanntesten Plätze Münchens. Hier schneiden sich die Dachauer- und die Nymphenburger Straße (die dort beide auch ihre Namen wechseln), es gibt eine U-Bahn Station, freien Blick auf die Propyläen des Königsplatzes den eindrucksvollen Löwenbräukeller und eine recht neue und sehr teure Wohnanlage "Nymphenburger Höfe".


Auf der anderen Straßenseite zeigt der Stieglmaierplatz aber eher seine bodenständig-schmuddlige Seite.
Dieses dreieckige Areal war schon seit jeher eher ein Schandfleck als eine Wohlfühloase. Vor ein paar Jahren wurden allerdings zahlreiche Sitzgelegenheiten installiert, was das ganze optisch etwas auflockert - trotzdem, schön ist anders....



Der Beginn der Schleißheimer Straße ist von Spielcentern und Snacklokalen geprägt - ein bisschen Bahnhofsviertel-Atmosphäre, wenn man so will.



Links hinten, das kleine Gässchen, ist der "richtige" Beginn der Straße, zumindest der für Autos zugängliche.



Km 1 : Nordbad

Nach kurzem wird die Straße breiter und lauter, dabei aber auch bürgerlicher und ansehnlicher. Nach ca. 1000 Metern kommt man dann zum Nordbad.



Das Auge (auf der anderen Seite des Eingangs ist das zweite) ist auf den gegenüber liegenden Obelisken gerichtet, der vor dem Münchner Stadtarchiv steht.


Weiterer Anziehungspunkt dieser Ecke ist sicherlich auch das einzige Kaufhaus im Umkreis von 2 km:

 
(in Wirklichkeit ist das Gebäude natürlich nicht so gebogen, aber so gefiel es mir besser. Hier gehe ich seit fast 50 Jahren zum Einkaufen :-)  )

Km 7 : Einkaufszentrum Mira am Norhaideplatz

Zwischen Nordbad und hier liegen recht unspektakuläre 5 Kilometer. Zuerst vorwiegend Wohnungen, dann große Gewerbegebiete (vor allem BMW) und zuletzt Neubausiedlungen. 
Wenn man den Frankfurter Ring überquert, werden die Häuser teilweise so einfach, dass man sich gar nicht vorstellen will, was da draußen noch kommen wird.
Nach dem Gewerbebereich geht es aber wieder bergauf mit den Gebäuden. Ab Ecke Weyprechtstraße ist eine große Siedlung entstanden, die das ehemalige Glasscherbenviertel deutlich aufwertet. Der absolute Knaller ist dann aber das Einkaufszentrum an der U-Bahn Dülferstraße:
Neben der bunten Fassade spielt sich das Leben im Sommer im Freien ab. Hier ist eine schöne Begegnungsstätte entstanden, mit vielen Sitzgelegenheiten, Restaurants und einem Brunnen.

Trotz der vielen neuen Wohnhäusern am Rand der "Panzerwiese" und der schicken Außengestaltung des Miras bleibt die Gegend aber vorwiegend doch von eher einfachen bis armen Menschen besiedelt. Das merkt man auch an den Läden im Mira, was aber keine Schande ist sondern eben Zielgruppenorientierung :-)
 

Km 8 : Jugendzentrum in der Wendeschleife der 13er

Schon schnell nach dem Mira öffnet sich rechts der Blick auf die Reste der Panzerwiese:


Ist für mich eine der witzigsten Ecken in München: man ist schon bisher, von Schwabing her kommend einem stetigen Wechselbad der Gefühle ausgesetzt gewesen. Direkt nach dem stylishen Mira steht man am Rand einer riesigen Freifläche (im Norden von einem Wald begrenzt, nach Osten am Horizont von der Ingolstädter Straße). Dreht man sich hier nach links, sieht man im Hintergrund Hochäuser und davor die ehemalige Endhaltestelle und Wendeschleife der Tramlinie 13.
Von dort aus in der Blick nach Süden eher nüchtern:

Ansonsten ist es hier am Ende der Schleißheimer Straße recht bunt: die Wendeschleife gehört einem Jungendzentrum mit zahlreichen Sportangeboten.

Beim Blick durch dieses Fenster kann man das letzte Gebäude dieser Straße mit der Hausnummer 523 sehen.

Mein Fahrradcomputer zeigt hier 8,1 km an. Ein netter Ausflug mit auch für mich neuen optrischen Eindrücken.

Die Idee



Schon länger wollte ich wieder mal ein Fotoprojekt im Raum München starten. Die erste Idee war es, die zehn längsten Straßen Münchens zu portraitieren. Zu jeder dieser Top10-Straßen sollte eine quadratische Collage entstehen, mit je einem Foto vom Anfang, einem vom Ende und einem vom interessantesten Punkt dazwischen.

Problem Nummer 1 : es gibt keine zuverlässige Liste der längsten Straße!
http://strassenverzeichnis.deutschlandblick.com/m%C3%BCnchen.htm
listet folgende Straßen auf:

Laut Wikipedia ist aber die Dachauer Straße mit 11,2 km die längste Straße Münchens.
http://www.muenchenwiki.de/wiki/Landsberger_Stra%C3%9Fe bezeichnet die Landsberger Straße als die längste Straße (11,69 km)
Was stimmt jetzt?

Problem Nummer 2 : Manche Straßen haben keinen richtigen Anfang und kein richtiges Ende
Die typischen Ausfallstraßen wechseln mehrmals den Namen und führen oft bis in weit entfernte Städte. Zudem sind Anfang und Ende dann meist recht hässlich.

Lösung dieser beiden Probleme: ich lege keinen Wert auf eine exakte Reihenfolge sondern suche mir in loser Folge einer der größten Straßen raus, die interessant ist und einen spannenden Verlauf hat.
Die erste Straße soll die Schleißheimer Straße sein (wie ich per Fahrradcomputer nachgemessen habe, 8,5 km lang)

Problem Nummer 3 : Drei Fotos reichen oft nicht, eine Straße zu charakterisieren
Das merkte ich heute schnell: das mit der quadratischen Collage und etwas Erklärungstext zu diesem Foto reicht nicht. Also entschied ich mich für dieses Blog-Format mit viel Platz für Bilder und Text...